Wie man zum Schimpfwort wird
Wer kannte vor einer Woche schon Mügeln? Eine Kleinstadt in Sachsen, knapp 5000 Einwohner, hohe Arbeitslosigkeit. Jetzt kennen alle Mügeln. Am Sonntagabend artete eine Rempelei am Stadtfest aus und ein wildgewordener Mob jagte acht Inder durch die Strassen. Seither haben alle Medien des Landes ihre grellsten Scheinwerfer auf das Städtchen gerichtet - Mügeln ist Schandfleck und Schimpfwort geworden. Bei ihnen gebe es keine organisierte rechtsextreme Szene, versuchte der Mügelner Bürgermeister noch zu beschwichtigen - und hat damit die Debatte wohl eher noch angeheizt. Wie können sich "normale" Bürger plötzlich in eine ausländerfeindliche Horde verwandeln? Der Grund für die latente Xenophobie, so lautet das Fazit, ist die Arbeits- und Perspektivenlosigkeit und eine fehlende politische Kultur, die das Wegschauen fördert. Diese Phänomene sind nicht neu, und sie betreffen nicht nur Mügeln, sondern auch andere Teile Ostdeutschlands. Doch mit den Ausschreitungen am Sonntag ist die Stadt zum medialen Symbol aufgestiegen - ein Stigma, das sie kaum so schnell wieder los sein wird.
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