Samstag, 26. Mai 2007

Markt vs. Journalismus?

Aufgeschreckt von der Meldung, dass die "Süddeutsche" zum Verkauf stehe, hat der Philosoph Jürgen Habermas in ebendieser Zeitung ein Plädoyer gegen die Vereinnahmung von Qualitätsmedien durch die Marktmacht geschrieben. Es wäre für jede Demokratie verheerend, schreibt Habermas, wenn sie die politische Bedeutung des Meinungsjournalismus kurzfristigem Marktdenken unterordnen würde. Bei der "kulturellen und politischen Kommunikation" sei es eben nicht genug, wenn die Konsumenten gemäss ihren Präferenzen selbständig entscheiden würden,

"denn diese Ware stellt die Präferenzen ihrer Abnehmer zugleich auf den Prüfstand und transformiert sie."
Mit anderen Worten: Die Konsumenten dürfen, ja müssen gerade, bevormundet werden - zu ihrem eigenen Besten. Die Problematik dieser Argumentation ist Habermas bewusst: "Aus historischer Sicht hat die Vorstellung, dem Markt der Presseerzeugnisse Zügel anzulegen, etwas Kontraintuitives." Trotzdem hält Habermas eine staatliche Intervention zur Stützung von Qualitätsmedien für gerechtfertigt, denn: "der Markt kann diese Funktion nur solange erfüllen, wie die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten nicht in die Poren der kulturellen und politischen Inhalte eindringen, die über den Markt verbreitet werden."

(Siehe dazu auch den sehr guten Essay von Robin Meyer-Lucht im Perlentaucher.)
[via Werkkanon]

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