Der vermeintliche Aufruf zum "Krieg"
Es war die perfekte Schlagzeile. Nicht nur lieferten sich am vergangenen Samstag 3000 gewaltbereite Demonstranten in Rostock Strassenschlachten mit der Polizei, die in fast 1000 Verletzten und grossem Sachschaden resultierten, sondern die Randalierer wurden auch noch gezielt von Rednern der Anti-Globalisierungs-Gegner angestachelt, von denen einer der Menge zurief: "Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen. Mit friedlichen Mitteln erreichen wir nichts." Das Zitat wurde von der Nachrichtenagentur dpa verbreitet und fehlte in kaum einem Medienbericht über die Ausschreitungen in Rostock. Und es war falsch.
Der Redner - es war der philippinische Soziologieprofessor Walden Bello - bezog sich auf den Irakkrieg, und er sagte wörtlich:
"We have to bring the war right into this meeting. Because without peace there can be no justice."So missverständlich die Passage sein mag, im Kontext kann sie wohl kaum als Aufruf zur Gewalt verstanden werden. Das hinderte die Medien aber nicht daran, die Ente weiter zu verbreiten - und zum Teil sogar auf abenteuerliche Weise auszuschmücken: "Einer der laut Polizeiangaben 3000 Militanten kletterte auf eine Bühne und gab die Parole aus: 'Wir müssen den Krieg in diese Demonstration reintragen'", schreibt etwa der Zürcher Oberländer.
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