Samstag, 12. Januar 2008

Hundertfünfzig Worte ist gezügelt!

Hundertfünzig Worte ist ab sofort hier zu finden: http://150worte.ch.

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Chronik einer angekündigten Fehlleistung

Dass die Vereinigte Bundesversammlung Christoph Blocher tatsächlich nicht als Bundesrat wieder wählen würde, konnte man nicht unbedingt erwarten. Dass die Schweizer Medien bei der Berichterstattung über die Wahl online keinen besonders guten Eindruck hinterlassen würden, war aber zu befürchten. Eine kleine Chronik, ausnahmsweise mit mehr als 150 Worten und vielen Bildli.

[09:00] Es ist Zeit, während dem ersten Kaffee einen Überblick zu gewinnen. Am besten also via Fernsehen die Wahl anschauen. Doch Zattoo macht bereits schlapp. Das kann zugegebenermassen auch an meiner Internet-Verbindung liegen. Also Wechsel in die Bibliothek der Universität Genf, wo das WiFi-Netz nur so flutscht.

[09:30] Der Livestream von Radio DRS ist offensichtlich schon überlastet, meldet der Wortfechter via Twitter. Ebenso die Website parlament.ch. Auf den Webseiten der grossen Schweizer Zeitungen herrscht noch Normalbetrieb. Nur 20 Minuten und der Blick haben spezielle Live-Ticker für die Wahlen eingerichtet, die sich auch selbständig aktualisieren. Allerdings sind die Links dazu so gut versteckt, dass ich sie erst nach geraumer Zeit finde. Wer bei 20 Minuten auf den blinkenden "Live"-Button neben der Titelstory klickt, erhält die sehr hilfreiche Erklärung, es handle sich hierbei um ein laufendes Ereignis, und man solle doch bitte den "Reload"-Button klicken, um die aktuellsten Informationen zu erhalten. Grrrr.

[ca 10:20] Nun wird es langsam interessant. Der Tagi und 20 Minuten melden, dass Eveline Widmer-Schlumpf im ersten Wahlgang mehr Stimmen erhalten hat als Blocher. Die NZZ ist noch nicht so weit, folgt aber bald. Die Spannung steigt weiter. Was wird passieren?

[10:42] Der 20 Minuten-Live-Ticker auf meinem Bildschirm verkündet: "Gewählt ist Eveline Widmer-Schlumpf". Was? Kann das denn wirklich sein? Oder ist das nur ein Fehler? Ich lade die Frontpage von 20 Minuten, um Bestätigung zu erhalten. Nach 90 Sekunden ist die Seite geladen - und sieht so aus:

Sowohl das "Schweiz"-Ressort als auch der Newsticker melden: "0". Toll.

[10:50] Bleibt weiterhin die Frage: Ist Blocher nun wirklich abgewählt? NZZ Online ist zuerst nicht erreichbar, liefert dann aber doch noch die erste Bestätigung, in Form einer tatsächlich sehr eiligen Eilmeldung:

"Bundesrat Blocher abgewählt". Das trifft zwar den Nagel auf den Kopf - aber was soll all dieser Weissraum rundherum? Der Tages-Anzeiger hat derweil schon einen ganzen Anriss mit Bild auf der Front, doch als ich die Story anklicke, kommt das:

Die Server an der Werdstrasse haben sich offensichtlich ins Nirvana verabschiedet und lassen in den nächsten Minuten auch nichts mehr von sich hören. Vielleicht hatte die immerhin 30-köpfige Online-Redaktion von 20 Minuten in der Zwischenzeit die Gelegenheit, ihre Frontseite zu, ähhh, verbessern? Offensichtlich nicht:

[11:00] Auch NZZ Online hat etwas Ladehemmung, also schaue ich mal nach, was der Blick so treibt. Nach geschlagenen vier Minuten Ladezeit sieht mein Bildschirm dann so aus:

Naja, immerhin. Ein bisschen viel Grau und Weiss, aber das Wichtigste steht ja da.

[11:14] 20Minuten.ch ist wieder da, inklusive Liveticker. Die (wie schon mal erwähnt 30-köpfige) Online-Redaktion hat sich Mühe gegeben und ein etwa 10-zeiliges Update zu Widmer-Schlumpfs Wahl gedichtet, das vor Tippfehlern nur so strotzt. NZZ Online ist wieder stabil und hat ein vollständiges Update. Und die Tagi-Website ist immer noch down.

[11:28] Der 20 Minuten-Liveticker meldet die Wahl Doris Leuthards. Auf der Artikel-Seite von 20 Minuten nimmt man das zum Anlass, noch ein paar Tippfehler mehr in den Text reinzukorrigieren. Unter anderem steht da etwas von der Wahl der Bundesrätin "Leuthart". Autsch.

[11:30] Hey, der Tagi ist wieder da! Nur eine halbe Stunde Downtime - das kann ja mal passieren. Das Timing war allerdings etwas schlecht. Und, ach, der Blick hatte doch auch mal noch einen Live-Ticker? Schauen wir rein:

Die letzte Meldung stammt von 11:07 und verkündet die Wahl von Hans-Rudolf Merz ("das beste Reultat [sic!] des Tages"). Das versteht der Blick also unter Live.

[11:40] NZZ Online entschuldigt sich auf der Frontpage für die "technische Störung wegen Überlastung".

[11:44] 20 Minuten übt sich in hektischem Aktivismus, aktualisiert die Seite etwa alle zweieinhalb Minuten, besteht aber immer noch darauf, eine gewisse Bundesrätin "Leuthart" sei wiedergewählt worden. Seufz.

[11:45] Aus studientechnischen Gründen muss ich mich vom Internet losreissen. Würde gerne die SMS-Updates der NZZ abonnieren, aber die entsprechenden Informationen sind bereits von der Seite verschwunden. Muss mich also auf den SMS-Dienst meines selber gebastelten Tagi-Twitter-Kanals verlassen. Der bombardiert mich in den nächsten zweieinhalb Stunden mit allen möglichen Nachrichten - ausser zur Bundesratswahl. Bleibe trotzdem auf dem Laufenden, dank SMS-Informationen von Evelyn.

[14:35] Endlich wieder online, Normalisierung an allen Fronten. Die NZZ hat bereits eine Analyse und etwa 80 Leserkommentare publiziert. 20 Minuten erklärt, warum Micheline Calmy-Rey beim Schwur die Hände unten liess. Die Tagi-Website ist immer noch etwas langsam.

[15:35] Der Tagi-Twitter meldet per SMS: "Demütigung für Blocher".

FAZIT: Dass die Bundesratswahl einiges an Spannung verspricht, war schon lange klar - auch wenn kaum jemand mit diesem Ergebnis gerechnet hatte. Die Online-Redaktionen der grossen Schweizer Medien hätten also Gelegenheit gehabt, mit gut vorbereiteten Sonderdienstleistungen zu brillieren. Diese Chance haben sie aber leider verpasst. Sie liessen sich im Gegenteil von den Ereignissen überrumpeln - und zwar sowohl auf technischer wie auch auf inhaltlicher Ebene.

UPDATE: Auch die Berichterstattung von ausländischen Medien zur Bundesratswahl bewegt sich auf einem, nun ja, diskutablen Niveau.

UPDATE #2: Der beste Kommentar, den ich bis jetzt zu den heutigen Ereignissen gelesen habe, stammt nicht von einem "klassischen" Medium, sondern von einem Blog.

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Nummer eins bis fünf im Oktober

Der Oktober ist vorbei - Zeit also für die Liste der fünf beliebtesten Posts. Ich mache mich jetzt auf den Weg in die Ferien, dies wird darum auch der letzte Post für die kommenden sechs Tage bleiben.

1. Die letzte Vorlesung. Nicht wirklich überraschend, dass dieser Eintrag der meistgelesene war. (Danke, Google!)

2. Macht Alexander Segert zum Werber des Jahres. Warum die SVP-Schafe eine geniale Werbekampagne waren.

3. Eindrücke vom Blogcamp. Offensichtlich beliebt, obwohl viel zu spät gepostet.

4. "Chrigu" kommt in die Kinos. Zum Kinostart des Films.

5. "Das Internet ist schlimmer als die Nazis". Und andere Dummheiten von Web 2.0-Hasser Andrew Keen.

Braucht die NZZ eine Gratiszeitung?

Ich weiss, ich bin etwas spät mit dieser Sache - eigentlich wollte ich ja gar nichts darüber schreiben, aber jetzt tu ich's halt trotzdem. "Finanz und Wirtschaft" zitiert in ihrer aktuellen Ausgabe NZZ-Gruppenleiter Alfred Hümmerich mit der Aussage, die NZZ könne sich vorstellen, eine Gratiszeitung zu lancieren oder zu kaufen. Im letzteren Fall wäre wohl ".ch" das Ziel - die anderen Gratisblättli stehen ja kaum zum Verkauf.

Die Reaktionen auf diese Möglichkeit reichen von ungläubig bis entsetzt. Martin Hitz findet die Idee "zum Schreien", und auf Medienlese kommentiert ein Hugo B.: "Zum Glück bin ich da raus."
Dass die NZZ mit einer Neulancierung zu spät auf einen bereits völlig übersättigten Markt dringen soll, macht tatsächlich keinen Sinn. Und ".ch" zu kaufen, scheint mir bei der unsicheren Zukunft des Blattes angesichts der noch stärker werdenden Konkurrenz von der Tamedia auch nicht unbedingt eine gute Idee zu sein. Die NZZ täte im Gegenteil gut daran, sich zurück zu lehnen und zuzuschauen, wie sich die Gratiszeitungen und ihre Besitzer gegenseitig zerfleischen.

Dienstag, 30. Oktober 2007

Gedruckt oder geschrieben?

Kürzlich hat der Mitherausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher, eine Dankesrede gehalten, die manch einer als Generalangriff gegen das Internet interpretiert hat. Tatsächlich macht Schirrmacher das Netz zuerst einmal generell für die Verblödung der Jugend (er formuliert das natürlich etwas eleganter) verantwortlich. Um dann die Rettung zu propagieren: Den "Qualitätsjournalismus", bevorzugterweise in Form der Tageszeitung. Damit verteidige er "das gedruckte, nicht das geschriebene Wort", kritisierte Christian Stöcker auf Spiegel Online. Ganz so einfach scheint mir das jedoch nicht - Schirrmacher anerkennt das Internet nämlich durchaus als Medium: "Es gibt keine schönere Herausforderung für uns als diese: Nicht nur das Internet zu erobern, sondern auch gegenzuhalten und Optionen anzubieten." Das Problem ist vielmehr, das Schirrmacher glaubt, das Erfolgsgeheimnis liege darin, die "Qualität, also: die Inhalte unverändert [zu] lassen". Damit tappt er in die Falle, die das Netz den klassischen Medien stellt. Die Qualität unverändert zu lassen (oder vielleicht, wer weiss, sogar zu erhöhen?), ist eine Sache. Doch nur die Medien, welche ihre Inhalte auch tatsächlich den Möglichkeiten des Netzes anpassen (und nicht einfach nur aus dem Print herüberkopieren), werden in Zukunft noch etwas zu sagen haben.

Danke an Matthias für die Hinweise.

PS. Ja, ich weiss, das sind 184 Worte. Aber es ging irgendwie nicht kürzer.

Schmutziges Wasser finden und effizient Blogs lesen

Viele Wasserleitungen werden heutzutage mit Sensoren ständig auf Verschmutzung überwacht. Bei komplexen Netzwerken von Leitungen, etwa in einer Grossstadt, stellt sich die Frage, an welchen Orten die Sensoren platziert werden sollen, so dass eine Verunreinigung möglichst schnell entdeckt werden kann, die Anzahl der (teuren) Sensoren aber möglichst klein bleibt. Unter der Annahme von abnehmenden Grenzerträgen (je mehr Sensoren schon platziert sind, desto kleiner ist der Nutzen eines zusätzlichen) haben Forscher der Carnegie-Mellon-Universität einen Algorithmus zur Lösung dieses Problems entwickelt. Der Clou der Sache: Der Algorithmus lässt sich auch zur Analyse der Blogosphäre benutzen. Denn Informationen im Netz "bewegen" sich wie eine Verunreinigung im Wasser - und die Frage, die sich dann stellt, ist: Welche Blogs sollte man lesen, wenn man ein beschränktes Zeitbudget hat, um möglichst viele Informationen möglichst früh mitzubekommen? Überraschenderweise ist es nicht effizient, die grossen, bekannten Blogs zu lesen, weil das zu viel Zeit benötigt. Hier ist die Liste der 100 Blogs, die man aufgrund der Analyse lesen sollte.

[via Nick Carr]

Foto: ImageAfter

Montag, 29. Oktober 2007

Viel Neues im Westen

Nun ist "DerWesten", das Online-Portal der WAZ Mediengruppe, also endlich gestartet. Die versammelte deutschsprachige Blogosphäre schreibt sich darüber bereits die Finger wund. Deshalb nur ein paar erste Eindrücke:

Aufgeräumtes, schlankes Design. Multimediale Inhalte. Blogs. Tagging. Geo-Tagging. Ein Bereich für nutzergenerierte Inhalte. Viele verschiedene Feeds (nach Themen oder Städten). Blogs (unter anderem ein Korrekturblog).

Klar, das ist alles nicht wahnsinnig innovativ und insgesamt vielleicht "kein grosser Wurf". Aber wenn man sich so die anderen Websites von Zeitungen in Deutschland und der Schweiz anschaut, dann ist "DerWesten" eigentlich doch ziemlich gut gemacht.

Blumenkranz 2.0: Mahalo, Tafiti, Hulu und Makamaka


Was braucht man als Internet-Jungunternehmer heutzutage, abgesehen von einem tollen Business-Modell und etwas Venture Capital? Einen einprägsamen Namen für das neue Produkt, und zwar mit Vorteil einen, der auch als Internet-Adresse noch erhältlich ist. Dieser Umstand hat zu einer ganzen Reihe von Firmen geführt, die ihre Namen bewusst grammatikalisch falsch buchstabieren - Flickr, Nooz, Favoor, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Aber auch dieses Konzept war bald einmal erschöpft, ganz zu schweigen davon, dass die Namen durch die Falschschreibung einen technoiden Touch bekamen. Mehrheitsfähigere Namen für all die Web 2.0-Seiten mussten also her, und fündig wurde (und wird) man nun in exotischen Fremdsprachen, zum Beispiel in Hawaiisch. Eine von den Benutzern verwaltete Suchmaschine nennt sich Mahalo ("Danke"), und der Deckname für Googles Social Networking-Offensive ist Makamaka ("Mein Freund"). Microsofts neue Suchseite nennt sich weltläufig Tafiti, was auf Suaheli angeblich "recherchieren" bedeutet. Und die soeben lancierte Video-Webseite von NBC heisst Hulu. Das soll hauptsächlich lustig tönen - bedeutet dummerweise aber auch noch "Arsch" auf Indonesisch.

Foto: earl53

Freitag, 26. Oktober 2007

Galladé zeigt Grösse

Ich nehme alles, was ich heute morgen geschrieben habe, zurück. Chantal Galladé hat ihren Verzicht auf eine Ständeratskandidatur bekannt gegeben. Damit bleibt nur noch Verena Diener übrig, die alleine tatsächlich eine ernsthafte Gegnerin für Ueli Maurer ist. Man muss Galladé zu dieser (vermutlich nicht ganz einfachen) Entscheidung gratulieren. Und gleichzeitig sich die Frage stellen: War das ganze Theater in dieser Woche zwischen den beiden Kandidatinnen am Ende nur eine Inszenierung?

Schamlose Eigenwerbung (IV)

In der Medienbeilage der heutigen NZZ ist mein Artikel zum Blogcamp vom letzten Samstag erschienen. Hier ein Auszug:

[...] Die Vorstellungsrunde verläuft schnell und informell im fensterlosen Hörsaal der ETH, in dem sich am Samstagmorgen etwa 150 Personen und mindestens ebenso viele Laptops versammelt haben. Jeder Teilnehmer darf seinen Namen nennen und dazu drei «tags», Schlagwörter, die ihn beschreiben. Danach kann jeder, der will, einen Vorschlag für eine Präsentation machen und sich ein Zeitfenster im Verlauf des Tages reservieren. Diese Art der spontanen Organisation funktioniert erstaunlich gut: Nach einer Viertelstunde ist das Administrative erledigt, und das zweite Schweizer Blogcamp kann beginnen. [...]
Hier gehts zum vollständigen Artikel.

Guter Araber, böser Araber

Ich war gestern an einer Vorpremiere des Hollywood-Films "The Kingdom", welche die Uni Genf organisiert hat. Der Film erzählt die Geschichte eines FBI-Teams, das nach einem verheerenden Bombenanschlag auf eine amerikanische Siedlung in Riad nach Saudi-Arabien fliegt, um die für das Attentat verantwortlichen Terroristen dingfest zu machen. Nach anfänglichen Problemen mit der saudischen Polizei entwickelt sich nach und nach eine Zusammenarbeit. - Der Film ist, wie nicht anders zu erwarten, handwerklich perfekt gemacht, mit jener von Fernseh-Liveübertragungen und Serien wie "24" entlehnten Unmittelbarkeits-Ästhetik, die Authentizität vermitteln sollen. Ansonsten kann man den Machern immerhin zugute halten, dass sie versuchen, Elemente der saudi-arabischen Kultur und Gesellschaft wahrheitsgetreu zu vermitteln. Leider geht damit die politische Dimension - sowohl des Terrorismus als auch der amerikanisch-saudischen Beziehungen - völlig verloren. So bleibt am Schluss nur die Einsicht, dass es offensichtlich gute Araber (die mit den Amis die Terroristen jagen, und, natürlich, dafür ihr Leben lassen müssen) und böse Araber (die auch umkommen, aber Palästinensertücher tragen und "Allahu akbar" rufen, wenn sie von Kugel getroffen werden) gibt.

Wenn die Linken doch nur nett wären

Offensichtlich sind sie, zumindest in Zürich, aber schlicht und ergreifend dumm. Wie ist es anders zu erklären, dass sie so leichtfertig die einzige reelle Chance, den zweiten Ständeratssitz zu erobern, verspielt haben? Sowohl die hinter Ueli Maurer (SVP) zweitplatzierte Chantal Galladé (SP) als auch die drittplatzierte Verena Diener (GLP) haben ihr Ego über alles gestellt und treten im zweiten Wahlgang nochmals an. Die logische Konsequenz dieses amateurhaften Trauerspiels: Maurer ist so gut wie gewählt. Denn die Stimmen des Mitte-Links-Lagers werden sich auf die beiden Kandidatinnen verteilen. Und nach der unwürdigen Darbietung von dieser Woche wird es wohl einige Wähler, wie zum Beispiel mich, geben, die ganz darauf verzichten, einer der beiden die Stimme zu geben.

UPDATE: Es ist alles ganz anders.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Microsoft kauft sich einen Krümel Facebook

Nun ist es also draussen: Im Rennen um eine Beteiligung am heissesten Internet-Startup, Facebook, hat Microsoft Google geschlagen. Microsoft kauft sich einen Krümel von Facebook, gerade mal 1,6 Prozent der Firma für 240 Millionen Dollar - was den Gesamtwert von Facebook auf grandiose 15 Milliarden Dollar setzt (bei einem erwarteten Umsatz von gerade mal 150 Millionen im Jahr 2007). Im Gegenzug wird die bereits bestehende Partnerschaft der Firmen im Werbebereich intensiviert. Die amerikanische Tech-Bloggerszene hyperventiliert ob den Neuigkeiten schon seit gestern Abend, kommt aber inzwischen mehrheitlich zu einer negativen Beurteilung des Deals. Denn der konkrete Nutzen für Microsoft bleibt weiterhin unklar. Der grosse Gewinner scheint im Moment Facebook zu sein, das mit dem Geldsegen die Expansion weitertreiben kann. Was wohl auch nötig ist - denn am 5. November, so hört man, will Google eine neue social networking-Plattform vorstellen.

Mittwoch, 24. Oktober 2007

Das Auge isst heute woanders

Zur Abwechslung hier mal ein Kochtipp. Und zwar in Form eines Rezeptes von Marcella Hazan für eine ebenso simple wie köstliche Pastasauce, die fast nur aus Zwiebeln besteht. Also: Ein gutes halbes Kilo Zwiebeln schälen, in dünne Scheiben schneiden und in reichlich Öl und Butter mit etwas Salz zugedeckt bei sehr (!) tiefer Hitze eine Stunde lang garen. Deckel abnehmen, Hitze erhöhen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Einen Schluck Weisswein dazugeben, verdampfen lassen und zum Schluss frische gehackte Petersilie hinzufügen. Das Ergebnis - bleiche, in sich zusammengefallene Zwiebelringe mit ebenso bleicher Pasta - ist wahrlich kein Fest fürs Auge. Durch das langsame Garen haben die Zwiebeln aber eine Süsse entwickelt, die sich hervorragend mit den Teigwaren versteht.

Dienstag, 23. Oktober 2007

The Brink of War

Ich kann nicht widerstehen und muss dieses Video hier posten - obwohl es schon über ein Jahr alt ist. Gefunden habe ich es ursprünglich in Michael Genovas Blog. Dann wurde es aber bei YouTube aus Copyright-Gründen entfernt. Und nun ist es (endlich) wieder online - übrigens zusammen mit allen (!) Episoden der "Daily Show". In diesem Leckerbissen hier macht sich Jon Stewart über die amerikanischen Fernsehsender lustig, die den Krieg zwischen Israel und dem libanesischen Hizbullah partout nicht als Krieg bezeichnen wollten, sondern davon sprachen, am "brink of war", am Rande des Krieges zu sein.

Gott sorgt für Wirtschaftswachstum

Also gut: Nicht wirklich Gott selber, aber zumindest der Glaube an ihn. Präziser: Der Glaube nur an ihn, und nicht an mehrere Götter. Das behauptet auf jeden Fall der Ökonom Murat Iyigun (für extrem treue Leser dieses Blogs mit extrem gutem Gedächtnis: Das ist der, der einen Zusammenhang zwischen den Ottomanen und dem Protestantismus konstruiert hat) in einem neuen Paper (via Borjas). Das Aufkommen monotheistischer Religionen, so Iyigun, habe die ökonomische Entwicklung in den jeweiligen Weltreligionen angetrieben. Und zwar aus zwei Gründen: Einerseits habe der Monotheismus den Aufbau religiöser Machtstrukturen begünstigt, die wiederum für eine gewisse politische Stabilität sorgten. Und andererseits habe der Glaube an ein Leben nach dem Tod die persönliche Verantwortlichkeit der Menschen erhöht - im Klartext: Wer betrügt, muss auch nach dem Tod dafür büssen. Dies führte dann zu mehr Vertrauen unter den Marktteilnehmern, was das Wachstum begünstigte. - Ich bin sicher, die katholische Kirche wird über die Forschungsergebnisse hoch erfreut sein.

Montag, 22. Oktober 2007

Natürlich viel zu spät: Meine Eindrücke vom Blogcamp

Während ernsthafte Blogger das 2. Schweizer Blogcamp vom letzten Samstag gerade livegebloggt hatten, komme ich mit meinem Bericht erst jetzt und damit natürlich viel zu spät. Ich fasse mich dafür kurz: Interessante Präsentationen gehört - zum Mitarbeiter-Blogging bei der Cablecom, den ersten Erfahrungen mit FACTS 2.0, über "Readability Optimization" und den Einfluss von Blogs auf die politische Berichterstattung in der Schweiz. Und spannende Gespräche mit Chris "the black sheep" Gopsill, Chris Lüscher, Sarah Genner, Ronnie Grob, Claudio Notz, Mario Ramseier, Fabienne Steiner und vielen weiteren.

Ach, und: Unmittelbar nach dem Blogcamp krank geworden und seither bettlägrig...

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Alternative Finanzierungsquellen für Journalismus. Wirklich alternative.

Alle Information wandert aufs Netz, und dort ist es fast unmöglich, Geld dafür zu verlangen. Wie sollen die qualitativ hochstehenden Inhalte also finanziert werden? Mit Werbung? Bringt meistens zu wenig. Wired schreibt über eine wirklich alternative Idee, wie man Online-Journalismus finanzieren kann:
Der Blog Sharesleuth.com nimmt regelmässig kleinere Unternehmen unter die Lupe, deren Aktienpreis überbewertet scheint. Die investigativen Berichte führen dann oft dazu, dass der Aktienkurs rapide sinkt. Die Berichte, an denen Redaktor Chris Carey oft monatelang arbeitet, sind frei verfügbar, und auf der Seite befindet sich keinerlei Werbung. Finanziert wird der Blog von Mark Cuban, der jeweils bevor Carey seine Informationen publiziert auf den sinkenden Aktienkurs des betroffenen Unternehmens spekuliert. Je besser die Berichte, desto grösser vermutlich der Einbruch des Kurses - und desto grösser der Gewinn. Und ich frage mich, ob das nun schlichtweg genial oder ethisch sehr fragwürdig ist. Oder beides.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

BlogCamp am nächsten Samstag

BlogCampSwitzerland

Am nächsten Samstag findet in Zürich das zweite BlogCamp Switzerland statt. Alle Informationen sind hier zu finden. See you there!

Montag, 15. Oktober 2007

Kann man Geschichte bloggen?

Die kurze Antwort: Natürlich kann man - in einem Blog lässt sich über alles schreiben. Trotzdem scheint es nicht viele Blogs zu geben, die sich mit Geschichte beschäftigen (oder ich habe sie einfach noch nicht gefunden). Auf einen bin ich allerdings kürzlich gestossen (via Krusenstern): A Soviet Poster A Day. Darin liefert Alexander Sacharow genau, was er verspricht: Ein Plakat aus der Sowjetunion pro Tag, versehen mit knapp gehaltenen, aber informativen Erläuterungen und historischem Hintergrund. Dadurch entsteht eine leicht zu lesende und ungeheuer spannende Geschichts-Collage. Und genau das soll (und kann) ein Geschichts-Blog wohl liefern.